- Offizieller Beitrag
„Walter Rietig - mutiger und selbstloser Opelarbeiter aus Langen“
Hiermit möchte ich Walter Rietig gedenken der sich für seine Mitmenschen einsetzte und dafür schändlich von Arbeitskollegen denunziert wurde. Daraufhin fiel er der erbarmungslosen Lynchjustiz der Nationalsozialisten zum Opfer.
Laut Aussagen seiner Mitmenschen war „Walter Hermann Rietig“ stets ein aufrichtiger, ehrlicher und guter Mann.
Als Opelarbeiter im Stammwerk Rüsselsheim machte Walter Rietig nur einige harmlose regimekritische Bemerkungen und äußerte sich negativ über den Überfall auf Russland, sowie die Judenverfolgung.
An Hermann Rietig wurde ein beispielloses und exemplarisches Exempel statuiert um die Belegschaft des Rüsselsheimer Opelwerks einzuschüchtern. Die Gründe für seine Verurteilung am Berliner Volksgerichtshof waren fadenscheinig, konstruiert, maßlos übertrieben und durch Folter erpresst worden.
Walter Rietig wurde am 22. Dezember 1942, kurz vor Weihnachten als „Volksverräter“ im Strafgefängnis Berlin-Plötzensee enthauptet. Gegen seinen letzten Willen einer ordentlichen Bestattung und Urnenbeisetzung für seine Frau und Sohn in seiner Heimat Langen in Hessen wurde sein Leichnam dem anatomischen Institut der Universität Berlin, der Charité, zu Studienzwecken übergeben.
In Langen wurde Walter Rietig ein Stolperstein der Iniative „Stolpersteine für Langen“ gewidmet und gesetzt.
Auf der Webseite „Stolpersteine für Langen“ ist seine Biografie ausführlich und ergreifend verfasst worden.
In Rüsselsheim und Langen wurde jeweils eine Straße nach ihm benannt (Walter-Rietig-Straße). Eine Rüsselsheimer Bürgerinitiative setzte sich vehement, leider aber erfolglos, für eine Umbenennung der deutschlandweit bekannten Rüsselsheimer Sporthalle „Walter-Köbel-Halle“ in „Walter-Rietig-Halle“ ein.
Meine erste Wikipedia-Seite ist Walter Rietig's Wikipedia Seite.
Bemerkenswert bei der Erstellung von Walter Rietigs Wikipedia-Seite war der Widerstand von vermutlich verkappten nationalsozialistischen Sympathisanten in der heutigen Zeit, die unermüdlich versuchten die Seite zu löschen. So war ich erschrocken über die Tatsache, daß in Wikipedia unterschwellige, aber nicht zu unterschätzende politische Auseinandersetzungen und Kämpfe von Poltik, Religionen, Ethnien stattfinden, obwohl Wikipedia auch meiner Meinung nach eine nicht religiöse, unpolitische und werbungsfreie Organisation ist. Ich finde Wikipedia so toll und klasse, verbringe dort viel freie, virtuelle Zeit, lerne und bilde mich, spende sogar dafür.
❝Walter Rietig, beweinter und unvergessener Held deutschen Heldenmuts, Menschlichkeit und Freiheit❞
Abschiedsbrief von Walter Rietig (22. Dezember 1942 am Tag seiner Hinrichtung)
„Meine liebste Frau, mein lieber Sohn und Schwiegervater! Als Weihnachtsbotschaft erhielt ich Deinen lieben Brief vom 20.12. Ich wollte Dir gerade einen zuversichtlichen Brief schreiben, denn ich hatte den Glauben, ich war immer Optimist, das trug mich über die schwersten Stunden hinweg. Außerdem hatte ich brieflich an meinen Anwalt einige Hinweise auf Feststellungen gegeben, die dazu hätten beitragen müssen,
Entlastungszeugen festzustellen und somit den Beweis meiner Schuldlosigkeit zu bringen. Alles dies hätte schon vor der Verhandlung geschehen müssen, ich hatte nicht einmal Gelegenheit, mit meinem Anwalt
über die Anklage selbst zu sprechen.
Liebste Frau, behalte den Glauben an meine Schuldlosigkeit. Meine Entscheidung ist heute getroffen worden. Denke, es müssen ja so viele sterben für Volk und Vaterland. Es wäre mir noch möglich gewesen, den Gegenbeweis anzutreten, wenn ich nicht mehr sein werde, kann ich es nicht mehr. Ich habe im Leben meine Pflicht getan, wie ich sie tun musste, mein Leben war Arbeit und Pflichterfüllung. Wenn ich diesen unehrenvollen Tod gestorben bin, Deine Ehre und von allen denen, die mich kennen, ist mir gewiss. Liebste Frau, ertrage diesen Schmerz mutig, das Schicksal lässt sich nicht ändern. Ich hätte es gern und jederzeit bewiesen, dass ich das nicht bin, wessen man mich beschuldigte. Alle Gegenmaßnahmen,
Entlastungsbeweise kamen jetzt zu spät. Die Angaben meiner Meister über mein Arbeitsverhältnis wären sehr wichtig gewesen.
Setze bitte den Bund Deutscher Feuerbestattung in Kenntnis und lasse meine Urnenbestattung in Langen im Rahmen des Möglichen vollziehen. Der Mann von der Partei, der unserer Mutter die Grabrede hielt, hatte auch mir sehr aus dem Herzen gesprochen, und ich trage den Wunsch und die Bitte, dasselbe bei mir tun zu wollen. Die letzten Stunden, die ich noch verbleibe, wurden mir leicht gemacht, ich bekam Zigaretten, ein Weihnachtspaket mit belegtem Brot, Gebäck. Mein Eigentum wird Dir zugeschickt werden, ebenso noch eigenes Geld, 19,13 Mark.
Ich möchte noch allen denen meinen Dank aussprechen, die Dich bis jetzt materiell unterstützten. Du warst eine vom Schicksal sehr hart geprüfte Frau mit einer sehr tiefen und aus dem Herzen kommenden Gemüts- und Seelenstimmung. Du warst mir eine sehr gute, liebevolle Frau. Das hattest Du, was jetzt an Dich herankommt, bestimmt nicht verdient. Trage mich im Andenken, und wenn nach Jahren der Schmerz einigermaßen überwunden ist, vielleicht findet auch Gerhard wieder einen neuen Papa.
Euch allen meine Familie, Schwiegervater, meine Eltern und Geschwister, alle die mir nahestanden, wünsche ich viel Glück und eine frohe Zukunft. Ebenso wünsche ich dem deutschen Volke einen baldigen gerechten Sieg über seine Feinde und damit einen besseren Platz an der Sonne, Arbeit, Zufriedenheit und
Glück.
Nun will ich Abschied nehmen, meine Lieben. Vergesst mich nicht, ich werde schuldlos mutig mein Urteil hinnehmen. Es ist ja alles ein Werden und Vergehen. Aber wenn es einen Gott gibt, Gott wird auch den strafen, der mich in meinen besten Jahren vor ein solches Urteil stellte. Wenn die Flamme meinen Körper verzehrt, mein Herz, meine Seele wird bei Euch sein. Seid nochmals herzlichst gegrüßt meine Lieben, behaltet mich im Andenken. Auf Wiedersehen.“
Danke für die freundlichen Gespräche und Unterstützung von Familie Rietig und Initiative Stolpersteine für Langen.