- Offizieller Beitrag
Liebe Freunde, liebe GĂ€ste,
hier will ich Euch und der Welt in wenigen SĂ€tzen erzĂ€hlen was mir in meinem Leben wiederfahren ist. Noch heute bin ich beeindruckt und aufgewĂŒhlt, wenn ich darĂŒber nachdenke und sich dieses Erlebnis in der Erinnerung wiederholt. Ehrlich gesagt, denke ich gar nicht so selten daran, da es ein schönes Erlebnis war...
Vielleicht aber auch nur ein faszinierendes Beispiel, wie hart "Mensch" sein kann? Die Erkenntnis jedoch, wo der Ursprung dieser scheinbaren UnverwĂŒstlichkeit zu finden ist liegt auf ganz anderem Grund verborgen, nĂ€mlich dort, wo uns Glaube, Wunsch und Hoffnung in greifbarer Wahrheit erscheint.
Mit dem 16. Lebensjahr machte ich 1986 den 1b MotorradfĂŒhrerschein, "b" steht in diesem Fall fĂŒr "beschrĂ€nkt auf bis zu 80ccm Hubraum", diese KleinmotorrĂ€der fuhren unfrisiert um die 85km/h schnell. Heute gibt es diese FĂŒhrerscheinklasse meines Wissens gar nicht mehr. Ich fuhr eine Yamaha DT LC II, Liquid Cooled, d.h. wassergekĂŒhlt, eine feuergeladene Enduro, die mich immer wieder ins Erwachsensein beamen konnte.
Es war circa nach einem Jahr Fahrerfahrung, so um die Zeit meines siebzehnten Geburtstags, als ich bei uns in Nauheim in der Motorrad-Reparaturwerkstatt Stocksiefen vorfuhr, denn meine Handbremse war defekt, Sie funktionierte nicht mehr, weil der Zug gerissen war.
Es war wohl Freitag Mittag nach der Schule, als ich die Werkstatt verlassen wollte, innerlich wĂŒtend, weil mir der Werkstattmeister sagte, daĂ sie den Schaden nicht sofort beheben konnten, aufgrund hoher Auftragslage sowie dem frĂŒherem Arbeitsende, wie immer freitags in Handwerksbetrieben. In meiner jugendlichen Rast -und Ruhelosigkeit, sowie dem Fahrdrang, wollte ich natĂŒrlich nicht am Wochende auf meinen fahrbaren Untersatz verzichten. Ich sagte, daĂ ich nĂ€chste Woche wiederkomme. So sprang ich frustriert auf meinen Bock und wollte einfach nur nach Hause fahren.
Schnell den Motor angetreten und Abflug. "Ruuumms", ein Schlag und mich durchströmte ein heisser Schmerz am rechten Fuss. Ich blickte mit aufgerissenen Augen rechts an mir herab. Wahnsinn, ich war mit der rechten Fussbremse an einem der runden Betonklötze, die einerseits das GrundstĂŒck der Werkstatt umgrenzten, andererseits als abgewandelte BlumenkĂŒbel dienten, hĂ€ngengeblieben.
Die FuĂbremse war nur unwesentlich verbogen, doch schlimmer war, daĂ mein Fuss so sehr schmerzte, weil er sich zwischen Betonklotz und Bremse eingequetscht hatte. Nun war ich unfĂ€hig die Bremse zu bedienen ohne es wirklich wahrhaben zu wollen.
Doch in dem Alter ist vieles wichtiger als die Gesundheit, erst recht nicht die Verkehrssicherheit, ich hörte den Meister, der rausgelaufen kam noch hinter mir her schreien "Du kannst doch so net losfaaaahrn..."
Egal, ich war schon weg, noch wĂŒtender als zuvor. Es war ja auch nicht mehr weit bis nach Hause, circa 1 Kilometer, meine Gedanken kreisten um meine Dummheit, den blöden Klotz ĂŒbersehen zu haben, und wie ich denn zuhause am besten den Schaden soweit provisorisch beheben kann, daĂ das geliebte FrĂŒhsommerwochende auf gar keinen Fall beeintrĂ€chtigt wird.
Ich fuhr die lange WeingartenstraĂe in gemĂ€ssigter Geschwindigkeit gradeaus, bog rechts in die MĂŒhlstrasse ein, ohne je ein einzigstes Mal bremsen zu mĂŒssen. Alles, was das Bremsen angeht, wollte ich mittels Getriebe, bzw. Motorbremse, ausreichend regeln.
Da dies auch wunderbar funktionierte, ebenso die StraĂen in dem Wohngebiet ohne nennenswerten Verkehr waren, beschleunigte ich selbstbewusst und stetig. Die HĂ€lfte der Strecke war ja schon geschafft, mein rechter FuĂ pochte nur noch ein wenig schmerzhaft in den leichten Sportschuhen.
Nun lag eine abknickende VorfahrtsstraĂe vor mir, von rechts kommend, also in meiner Fahrtrichtung nach rechts weiterfĂŒhrend.
Ich fuhr viel zu schnell in die Vorfahrtsstrasse ein, mit gut 50 km/h. Plötzlich schreckte ich zusammen, entgegen meines Erwartens, denn sonst kam von rechts ja so gut wie immer nie jemand, kam mir ein Auto frontal entgegen. Der Fahrer des Autos war von rechts kommend aus dem Schleifweg in meine Richtung unterwegs. Ich war viel zu schnell in die abknickende VorfahrtsstraĂe gefahren und vor allem, viel zu weit links. Das Auto schnitt die Kurve auch, fatalerweise in meine Richtung. Instinktiv riss ich den Lenker sogar nach links um dem Auto ĂŒber den linken BĂŒrgersteig auszuweichen, doch es war alles zu spĂ€t. Es kam zum FrontalzusammenstoĂ mit dem Auto aus dem Gegenverkehr.
In diesem Moment wurde die Zeit schier angehalten. Ich befand mich in einem zeitlosen Raum, indem sich die Gravitations- und FliehkrÀfte scheinbar zu verbiegen schienen und seltsamen physikalischen Gesetzen gehorchten. Es herrschte eine nie dagewesene Stille, wie es Astronauten aus dem All erzÀhlen. Wenn ich heute noch daran denke schlÀgt mein Herz schneller. Es war eine unwirkliche, fremde Situation, ein Hauch von Zeitlupe.
Ich fĂŒhlte eine unsichtbare Hand, mich und meinen gesamten Körper samtweich anhebend, die mich mitgenommen hatte auf einen seltsam anmutenden Flug. Ich fĂŒhlte meinen Körper nicht mehr, lag wie auf Wolken gebettet auf dieser unsichtbaren Hand, ebenso keinen Schlag vom Aufprall, kein Schmerz, kein gar nichts. Nein, ich befand mich wirklich und wahrhaftig unter fremder Kontrolle. Schliesslich flog ich wirklich durch die Luft, erst mehr in die Höhe, dann gradeaus in die Weite. In diesen Sekunden erlebte ich, was ich zuvor belĂ€chelt hatte, wenn ich es in einem Buch las oder Film sah.
Zeitlupenartig liefen BruchstĂŒcke meines Lebens, Erinnerungen, Erlebnisse, Momentaufnahmen wie in einem Film vor meinem geistigen Auge ab, doch spĂŒren tat ich rein gar nichts. Meine abenteuerliche Reise, mein Flug ging ĂŒber das Auto von der Motorhaube ĂŒber das Autodach bis zum Heck weiter ohne es zuberĂŒhren, ich flog in der gesamten LĂ€nge ĂŒber den ganzen Wagen bis ich schliesslich hinter dem Auto auf den Asphalt klatschte. Dieser Aufprall war fĂŒr den Moment das letzte was ich hörte, meine Flugreise war zu Ende.
Doch es waren nur Sekunden allerhöchstens eine Minute, in der ich benommen war. Nun beugten sich zwei MĂ€nner ĂŒber mich, erschreckt und doch gefasst und fragten "Hallo, was ist los mit Dir? Hörst Du uns? Wie geht es Dir? Bist Du verletzt?"
Wie sich ein paar Minuten danach herausstellte waren es zwei Kriminalbeamte im Dienst, die zufĂ€llig in der Gegend zu tun hatten und vorbeigelaufen waren und den Unfall sahen. Erst jetzt begann ich wieder meinen Körper StĂŒck fĂŒr StĂŒck wahrzunehmen, meine Glieder nacheinander zu spĂŒren, die Gedanken zu sortieren und wie aus einer Narkose wach zu werden. Ich war ganz ruhig, mein Körper schĂŒttete wohl in diesem Moment eine gigantische Menge an Endorphinen aus, die körpereigenen Schmerz-und BetĂ€ubungsmittel.
Das unglaubliche geschah eigentlich erst jetzt. Ich stand auf. Unverletzt! Einzig mein linkes Schienbein schmerzte ein wenig, ebenso noch mein rechter FuĂ vom Betonklotz. Ich fĂŒhlte mich von göttlicher Hand getragen, auf unfassbare Weise beschĂŒtzt, scheinbar wie in einer RĂŒstung aus Schaumgummi oder Watte aus dem Leben gerissen und aus dem dritten Stock eines Hauses auf den Asphalt geworfen.
Der Fahrer des Autos und die Polizisten, die zufĂ€llig zur Stelle waren, konnten selbst nicht fassen was sie sahen. Ich war mit dem Auto frontal zusammengeprallt aus dem Sattel gehoben worden und ĂŒber das gesamte Auto in der LĂ€nge geschleudert worden, und am Ende hinter dem Wagen auf die StraĂe geknallt. Und das unglaublich scheinende ist, daĂ ich dann aufstand und keine Wunde davongetragen hatte.
Dies ist ein Wunder, welches mir wiederfuhr, so wahr ich diese Geschichte in diesem Moment schreibe, ungelogen, ungeschminkt, eben so wie sie sich seinerzeit zugetragen hatte. Ich gebe sie weiter um die Kraft, GĂŒte und unendlicher Liebe Gottes zu bezeugen, und weiss, daĂ jedem einzelen von Euch ein Ă€hnliches Wunder erlebt oder gesehen hat. Oft sehen wir Menschen nicht, was so klar und deutlich vor uns liegt. Dies ist auch das erste Mal, daĂ ich dieses Erlebnis aufgeschrieb. Habe es in den folgenden Jahrzehnten nur immer wieder erzĂ€hlt.
Gott selbst gibt uns allen die Freiheit sich fĂŒr oder gegen ihn zu entscheiden, ihn zu sehen oder sich dem was wahr ist zu verschlieĂen.
Duke alias Markus