Hallo an alle,
da zum Thema jetzt des öfteren ausfĂŒhrlich geschrieben wurde und dabei einige selbstgestrickte wilde Thesen und Philosophien ĂŒber Umgang, Auswirkung und Entwicklung aufgetaucht sind möchte ich heute mal einen kleinen Exkurs mit fundierten und substanziellen Details liefern.
Markus, du hattest das schnell auftauchende und starke Verlangen beschrieben. Das ist, wie gesagt, kein Mysterium sondern ein nachvollziehbarer bio-chemischer Prozess, den zu kennen und zu verstehen unter UmstÀnden hilfreich ist
Beim Verlangen handelt es sich im wesentlichen um Lernen durch Belohnung. Und das spielt sich in einem besonderen Gehirnareal ab: dem Belohnungssystem. FĂŒr Alkohol und Kokain liegt der Schwerpunkt im mesolimbischen Areal ungefĂ€hr zwischen Hypothalamus und Amygdala.
Dieses hat eine sehr wichtige Funktion: Werden existenzielle BedĂŒrfnisse wie Essen, Schlafen befriedigt, fĂŒhrt dies zu Wohlbefinden. Daraufhin schĂŒtten die Nervenzellen im Belohnungssystem vermehrt Dopamin aus. Dopamin ist einer von mehreren Botenstoffen, mit dem die Nervenzellen untereinander kommunizieren. Aufgabe des Dopamins ist es, unsere Aufmerksamkeit auf die Reize zu lenken, deren Befriedigung zu Wohlbefinden fĂŒhrt.
Es markiert also die entsprechenden Reize als besonders "wichtig".
Das Entstehen des Verlangens basiert auf einer Fehlsteuerung des Belohnungssystems. Dort wird immer eine gewisse Basismenge an Dopamin ausgeschĂŒttet. Drogen erhöhen diese AusschĂŒttung zum Teil dramatisch. Das bedeutet: Wird beispielsweise Alkohol getrunken, fĂŒhrt das kurzfristig zu Wohlbefinden. Aufgrund dieses Wohlbefindens schĂŒtten die Sender-Nervenzellen im Belohnungssystem etwa 200 Mal mehr Dopamin aus als normalerweise. Diese hohe Dopaminmenge dockt an speziellen Stellen der EmpfĂ€nger-Nervenzellen an, den sogenannten Rezeptoren. Damit ist das von einer Zelle zur nĂ€chsten Zelle weitergeleitete Signal sehr viel stĂ€rker als ĂŒblich. Durch dieses verstĂ€rkte Signal lernt das Gehirn relativ schnell, eine Alkoholflasche oder ein Weinglas als sehr wichtigen Reiz wahrzunehmen.
Nach einer Weile reagieren die Nervenzellen gegen diese Dopaminflut, indem die Zahl der Rezeptoren reduziert wird. Sind nicht so viele Rezeptoren vorhanden, kann auch nicht so viel Dopamin andocken. Das fĂŒhrt zu einer AbschwĂ€chung des weitergeleiteten Signals.
Da sich das Gehirn aber bereits an stÀrkere Signale gewöhnt hat, empfindet es so etwas wie ein Belohnungsdefizit.
Sprich: Der Mensch bekommt Verlangen nach der jeweiligen konsumierten Droge.
All dies sind vollautomatische Regulierungsprozesse auf die Du zuerst und weitesgehend gar keinen Einfluss hast.
Aber nicht immer wird aus Verlangen dann auch auch eine Sucht, wie sich das verhÀlt und was es dazu braucht behandele ich spÀter.
J.