Dr Yusuf Khaled ist Anästhesist und in diesem Moment bei Kollege Allgemeinmediziner Dr Jürgen Weinbauer vorstellig „Werter Herr Kollege, meine Bandscheibe quält mich seit dem Tennisspiel am Wochenende ganz arg. Können Sie mich jetzt wieder gesundspritzen? Der OP-Plan ist voll ausgelastet und Frau Kollegin Dr Wunderlich im Urlaub, Professor Fehn spurlos verschwunden. Wahrscheinlich auch krank. Ich kann jetzt nicht auch noch krankmachen...“.
Natürlich greift Jürgen Weinbauer seinem Freund kollegial unter die Arme, streift sich mechanisch die Handschuhe über und greift zum Medizinschrank. Auch wenn es sich um keinen Arzt als Patient handeln würde, sondern ein Normalsterblicher als Patient oder Patientin vor ihm sitzen würde, keine Frage, ein Mensch ist in Not und Schmerzen wollen gelindert werden. Den Ausnahmefall einer Simulation lassen wir unbetrachtet.
Das ist der alltägliche Wahnsinn in unseren Kliniken und Ärztezimmern, wir lassen uns wie Roboter gesundspritzen und gesundmedikamentieren. Die Arbeit ruft, wenn es nicht die Arbeit ist, dann treibt uns der Schmerz in den Wahnsinn.
Doch wäre nicht die Frage berechtigt, daß es immer gleich die chemische Keule sein muss? Könnte eventuell auch eine alternative Heilung oder sogar Therapie Abhilfe schaffen? Gehen wir zu leichtfertig mit der Medikation um? Es sind nicht immer die bösen Mediziner, die irgendwelche pharmazeutischen Maßnahmen ergreifen. Nein!
Meistens sind es wir Patienten selbst, die nach der Spritze oder Pille schreien. Wehe sie hilft nicht, ist nicht stark genug, sie muss stets einschlagen wie ein Bombe, Sofortwirkung ein Muss, Langzeitwirkung eine Vorraussetzúng ohne wenn und aber. Wir selbst sind es, die nach den medizinischen Bomben verlangen.
Das schlimme dabei, in den letzten Jahren ist die Medikation auf Verlangen sogar bei Kinderärzten die Regel. Hat das Kind nur leicht erhöhte Temperatur oder läuft die Nase, muss gleich Antibotika verabreicht werden. Widerstand zwecklos, Eltern haben immer recht. Diese übertriebenen Maßnahmen haben ihren Ursprung in einer schleichenden, gleichzeitig aber auch stetig gestiegenen Paranoia und diversen Fehlinformationen aus dem Internet. Heute wird gegoogelt was das Smartphone hergibt, Patienten urteilen schon im Jargon studierter Schulmediziner, wahlweise auch Alternativmediziner, und dürften sie es tun, dann würden sie gleich selbst zum Arzneimittelschrank gehen.
Was halten Sie davon? Übertreiben wir es mit der Wahl der Arzneimittel, oder ist das Rufen nach der chemischen Keule gerechtfertigt?
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